6. Komplikationen der Therapie
Hyperglykämie
Krankheiten und Belastungen (auch Operationsstress) führen zur erhöhten Ausschüttung von hormonellen Insulingegenspielern wie Glukagon oder endogenen Nebennierenhormonen und bewirken eine deutliche Erhöhung des Blutzuckerspiegels.
Anerobe körperliche Aktivität induziert die Bereitstellung des Glykogens aus der Leber und kann so eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels bewirken. Bei Blutzuckerwerten von >250 mg/dl sollte nicht mit Sport begonnen werden, da in der dann möglichen Situation des Sauerstoffmangels die anerobe Glukosegewinnung für die Zellstoffwechselleistung anspringt. Eine Abklärung der Stoffwechselsituation insbesondere auch mit Ketonkörpertest ist notwendig.
Dawn-Phänomen
Die frühmorgendliche Stoffwechselaktivierung führt zur Ausschüttung von Insulingegenspielern (z.B. Kortisol, Adrenalin, Glukagon) und einer Aktivierung der Glukoneogenese und Glykogenolyse. Ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage, für diese Stoffwechselsituation ausreichend Insulin zur Verfügung zu stellen, führt dies zu deutlich erhöhten morgendlichen Nüchternblutzuckerwerten.
Somogyi-Phänomen
Hypoglykämie
Generell beinhaltet die Insulintherapie ein erhöhtes Hypoglykämierisiko durch Verabreichen einer zu hohen Insulindosis im Verhältnis zu den aufgenommenen BE´s. Eine weitere Fehlerquelle bietet der Spritz-Ess-Abstand wenn sich z.B. die Mahlzeit plötzlich verschiebt oder es zu einem Erbrechen der aufgenommenen Nahrung kommt.
Nächtliche Hypoglykämie
Gewichtszunahme
Insulin gehört zu den anabolen (aufbauenden) Hormonen des Körpers. Bei übermäßiger Nahrungszufuhr meist verbunden mit einem Bewegungsmangel führt dies zu einer Gewichtszunahme. Diese senkt wiederum die Insulinsensibilität der Zellen und führt in der Folge zu einer zwangsläufigen Erhöhung der Insulindosis (Insulinmast).
Ein weiterer Effekt, der zu einer Erhöhung des Körpergewichts führen kann, ist der Wegfall der Glukoseausscheidung bei Überschreiten der Nierenschwelle. Diese Energie geht mit Beginn der Insulintherapie dem Körper nun nicht mehr verloren.
Beratungshinweis: Diabetes und Alkohol
Liegen keine Gründe für eine generelle Abstinenz vor (z.B. Lebererkrankungen, Schwangerschaft) so wird für Frauen 10g/d* und für Männer 20g/d* als Obergrenze empfohlen.
Außerdem sollten die folgenden Punkte besonders beachtet werden:
- Alkohol ist neurotoxisch und daher bei vorliegender oder beginnender Neuropathie nicht empfehlenswert und somit kontraindiziert.
- Ein Alkoholrausch kann die Symptome einer Hypoglykämie verschleiern.
- Die Alkoholentgiftung in der Leber hemmt die Glukoneogenese und kann insbesondere in Kombination mit körperlicher Aktivität zu einer Hypoglykämie führen.
- Alkohol ist ein erheblicher Energielieferant (1g entspricht ca. 7 kcal, eine Flasche Wein ca. 650 kcal) und fördert so eine Gewichtszunahme.
*(Toeller et al. Diabetes und Stoffwechsel 14/2005)
Beratungshinweis
- Um auf mögliche Stoffwechselentgleisungen vorbereitet zu sein, sollten immer ausreichend Notfall BE`s oder ein Glukagonset mitgeführt werden und die Durchführung mehrere Blutzuckerkontrollen ebenfalls möglich sein.
- Auch ein Ketonkörpertest sollte für den Notfall oder bei geplanten körperlichen Aktivitäten unbedingt mitgeführt werden.