3. Ziele der Insulintherapie

Es werden hauptsächlich drei Ziele mit der exogenen Insulinsubstitution verfolgt:

  • Das Erreichen eines möglichst physiologischen Verlaufs der Insulinspiegel
  • Das Verhindern der gefürchteten Folgeerkrankungen des Diabetes
  • Das Ermöglichen einer hohen Lebensqualität für die Betroffenen

Plasmainsulinspiegel eines Nicht-Diabetikers

Charakteristisch für den physiologischen Verlauf ist die schnelle Insulinantwort nach erfolgter Nahrungsaufnahme. Dies ist an dem steilen Anstieg der Blutinsulinspiegel zu erkennen. Bei einem Typ-2 Diabetiker verlaufen diese Kurven flacher und zeitlich etwas ausgedehnter.

 

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Diagnostizierter Komplikationsstatus

Bei jedem zweiten Diabetiker sind bereits die charakteristischen Folgeerkrankungen nachweisbar. Drei Viertel aller Diabetiker sterben an gefäßbedingten Folgeerkrankungen. Davon ca. 50% an den kardiovaskulären, 10% an cerebrovaskulären Folgen und etwa 10% an Nierenversagen. Eines der bedeutendsten Therapieziele und dies nicht nur aus gesundheitsökonomischen Gründen, ist das Vermeiden dieser Folgeerkrankungen. Schlüssel zum Erfolg ist dabei maßgeblich ein möglichst physiologischer Verlauf des Blutzuckerspiegels.

 

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Hohe Lebensqualität

Die Lebensqualität des Diabetikers hängt maßgeblich vom Ausmaß der Folgeerkrankungen ab. Die Schmerzen der Polyneuropathie können unerträglich werden. Der Verlust des Augenlichts, Dialyse oder Amputationen eines diabetischen Fußes beeinträchtigen die Lebensqualität ganz abgesehen von einer erhöhten Mortalität ganz erheblich.

Mehrere Studien (UKPDS, ADVANCE) belegen die Bedeutung einer guten Blutzuckereinstellung, um Folgeerkrankungen zu verhindern oder deren Voranschreiten zu verlangsamen.

 

 

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Insulin zur Therapie

Ein Ersatz des fehlenden Insulins gelang erstmalig Banting und Best 1922. Die therapeutischen Möglichkeiten zum Erzielen eines physiologischen Insulinspiegels werden durch die Eigenschaften von Insulin festgelegt:

  • Oral verabreichtes Insulin wird vom Magensaft zerstört. Die Applikation muss daher unter Umgehung des Gastrointestinaltraktes erfolgen (Injektion, Inhalation).

  • Insulin ist als Eiweißhormon thermolabil. Eine Lagerung hat bei einer Temperatur von 2-8° C zu erfolgen. Zu große Wärme (> 30°C) oder ein Gefrieren zerstören die Eiweißstruktur und damit die Wirksamkeit irreversibel.

  • In den Granula assoziiert sich Insulin mit Zink-Ionen zu einem stabilen Hexamer. Es entfaltet seine Wirkung als Hormon erst nach Dissoziation zu einem Monomer.

  • Mit einer biologischen Halbwertszeit von 5-15 Minuten ist Insulin nur sehr kurz wirksam.

  • Über den Tag verteilt stellt die Bauchspeicheldrüse je nach Belastung ca. 40-60 IE. Insulin dem Körper zur Verfügung.

Beratungsschwerpunkt

Um möglichst physiologische Insulinspiegel zu erreichen, kommt es besonders auf das Einbeziehen der individuellen Gegebenheiten des Betroffenen an.

  • Ist er in der Lage eine intensivierte Therapie überhaupt durchzuführen?
  • Wie sieht sein Tagesablauf (z.B. Schichtarbeit) aus?
  • Welche Aktivitäten (z.B. Sport) bestimmen sein Leben?

All dies ist vom geübten Therapeuten einmal ganz abgesehen von Essgewohnheiten und Körpergewicht zu hinterfragen, um ein langfristiges Gelingen der Insulintherapie sicher und nachhaltig zu gewährleisten.

Dem Betroffenen ist daher eine ausführliche Diabetesschulung dringend anzuraten. Dies auch insbesondere unter dem Aspekt - durch eine adäquate Lebensführung die Menge an exogenem Insulin so gering wie möglich zu halten. Die Insulintherapie kann mit einer deutlichen Gewichtszunahme einhergehen. Dies führt dann wiederum zu einer verstärkten Insulinresistenz und in Folge einer Erhöhung der Insulindosis.

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