2. Pathophysiologie

Pathophysiologie Typ-1 Diabetes

Die vollständige Zerstörung der β-Zellen führt zu einem absoluten Insulinmangel. Der Betroffene ist nicht mehr in der Lage, Insulin zu produzieren und benötigt daher exogenes Insulin sowohl für den basalen als auch prandialen Bedarf.

Die auslösende Ursache ist nach wie vor ungeklärt. Im Blut lassen sich bereits lange vor der Ausprägung des Typ-1 Diabetes Inselautoantikörper nachweisen. Die Zerstörung der β-Zellen beruht auf einer Autoimmunreaktion. Als Auslöser werden einerseits exogene Faktoren wie z.B. virale Infektionen oder Nahrungsproteine vermutet, andererseits muss eine genetische Veranlagung vorhanden sein.

Das Vorstadium des Diabetes Typ-1 kann sich über einen Zeitraum von Monaten bis mehrere Jahre erstrecken. Dies kann eine eindeutige Diagnose erheblich erschweren.

Beratungsschwerpunkt Typ-1

  • Der Typ-1-Diabetes tritt bevorzugt in jungen Jahren, daher oftmals als „juveniler Diabetes“ bezeichnet, auf. Als Auslöser werden viralen Kinderkrankheiten und Nahrungsproteine vermutet. Ein mit höherem Alter auftretender Typ-1-Diabetes wird als LADA bezeichnet. (  5.3.1)

  • Der absolute Insulinmangel des Typ-1-Diabetes stellt den für die Praxis entscheidenden Unterschied zum Typ-2 dar. Diese Diabetesform wird daher auch als Insulinmangel-Diabetes bezeichnet.

  • Der Typ-1 Diabetiker ist immer auf die entsprechende therapeutische Insulingabe angewiesen, um den lebensnotwendigen Zucker im Körper zu verarbeiten.



Pathophysiologie Typ-2 Diabetes

Für den Typ-2-Diabetes ist die genetische Veranlagung (Prädisposition) zur Insulinresistenz und einer β-Zellfunktionsstörung Störung eine Voraussetzung. Umweltfaktoren wie Bewegungsmangel und Überernährung führen zusammen mit dieser genetischen Prädisposition zu einem Postrezeptordefekt an der Zellmembran.

Die Insulinsignalübertragung ist in der Folge gestört. Dieser Effekt wird auch als Insulinresistenz bezeichnet Die Bauchspeicheldrüse versucht diese Insulinresistenz durch eine vermehrte Ausschüttung von Insulin zu kompensieren. Dies führt zu einer nachweisbaren Hyperinsulinämie.

Insulinresistenz

Nachdem sich Insulin an seinen Rezeptor bindet, werden über eine Signalkaskade in der Zelle verschiedene Vorgänge ausgelöst. Unter anderem wird das Signal zur Translokation (Verlagerung an die Zellmembran) des Glukose-Rezeptors (Glut-4) gegeben. Hierdurch wird die Aufnahme von Glukose über den Glut-4 in die Zelle ermöglicht.
Beim Typ-2 –Diabetes findet vor allem im Anfangsstadium eine Abschwächung der Signalübertragung des Insulins statt. Dies wird als Insulinresistenz bezeichnet. Die Insulinresistenz nimmt am Anfang des Typ-2-Diabetes erheblich zu, verläuft dann aber im weiteren Voranschreiten der Erkrankung mit relativ gleichbleibender Intensität.
Interessanterweise beruht sie nicht auf einer Abnahme der Insulinrezeptoranzahl oder defekten Rezeptoren. Es wird daher vermutet, dass der Defekt der Insulinsignalübertragung auf eine Folge von Stoffwechseleinflüssen (Hyperglykämie, Dyslipidämie) zurückzuführen ist, da sich die Insulinresistenz durch eine Gewichtsabnahme zurückführen lässt.
Die Sensibilität der Zelle auf Insulin ist individuell unterschiedlich. Bei Personen, die  z.B. durch Ausdauersport einen guten Trainingszustand besitzen, ist sie erhöht. Diese Effekte werden von den Insulinsensitizern (Glitazone) als therapeutisches Prinzip genutzt, indem sie die Insulinwirkung am Rezeptor erhöhen.

 

Dieses Stadium des Typ-2 Diabetes wird durch Insulinresistenz und Hyperinsulinämie geprägt. Im weiteren Verlauf tritt vermutlich durch die Überforderung der β-Zellen ein übermäßiger Zelltod dieser Insulin produzierenden Zellen ein. Die Folge ist eine deutliche Abnahme der Anzahl an β-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Außerdem wird in zunehmenden Maß noch nicht „reifes Insulin“ (Pro-Insulin) ausgeschüttet, um den relativen Insulinmangel auszugleichen.
 
Das Voranschreiten des Typ-2 Diabetes mit zunehmenden Insulinmangel bei einer sich gleichzeitig verringernden Restkapazität der Bauchspeicheldrüse führt oftmals zu Notwendigkeit ebenfalls exogenes Insulin zu verabreichen.

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